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Bundesverkehrsminister Wissing und Landesverkehrsminister Hermann besuchen gemeinsam die MiRO

Unternehmen berichtet von der Notwendigkeit einer Molekülwende und den Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Transformation des Raffineriestandortes Karlsruhe

Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, und Winfried Hermann, Verkehrsminister von Baden-Württemberg, besuchten heute die Mineraloelraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG (MiRO) in Karlsruhe. Dr. Andreas Krobjilowski, Sprecher der Geschäftsführung, unterstrich die Bedeutung des Raffineriestandortes Karlsruhe für die Energieversorgung im Land und erläuterte die Herausforderungen für die MiRO im Zuge der Energiewende.

„Die sichere und zuverlässige Versorgung mit bezahlbarer und zunehmend auch nachhaltig erzeugter Energie zählt zu den großen gemeinsamen Herausforderungen der Zukunft“, sagte Dr. Krobjilowski. „Als Teil der kritischen Infrastruktur und größte deutsche Mineralölraffinerie leistet die MiRO einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung. Unsere Produkte decken rund 40% des Endenergiebedarfs von Baden-Württemberg. Tagtäglich werden zehn Millionen Menschen zuverlässig mit Energieprodukten und außerdem auch über vierzigtausend Haushalte in Karlsruhe mit Fernwärme aus unseren Produktionsprozessen versorgt. Statistisch stammen jeder dritte Liter Benzin, jeder achte Liter Diesel, aber auch jede dritte Tonne Bitumen in Deutschland sowie wichtige Vorprodukte für die chemische Industrie aus Karlsruhe.“

Keine Klimaneutralität ohne Molekülwende

Aktuell decken Moleküle, also flüssige und gasförmige Energieträger, rund vier Fünftel des gesamten Endenergiebedarfs in Deutschland. Strom hat einen Anteil von rund einem Fünftel. Während jedoch beim Strom der Anteil an Erneuerbaren bereits bei etwa der Hälfte mit weiter steigender Tendenz liegt, stammen bei den Molekülen nur etwa 3% aus erneuerbaren Quellen.

Eine erfolgreiche Energiewende muss daher zwangsläufig auch eine Molekülwende beinhalten, denn trotz fortschreitender Effizienzsteigerung und Elektrifizierung wird auch langfristig ein erheblicher Anteil der benötigten Energie durch flüssige Energieträger bereitgestellt werden müssen. Beispiele sind etwa die Schifffahrt, die Luftfahrt oder Teile des Schwerlastverkehrs. Auch wird für die chemische Industrie und weitere Grundstoffindustrien die stoffliche Nutzung von Kohlenwasserstoffen alternativlos bleiben. Zur Erreichung der Klimaziele müssen diese daher zunehmend aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden.

Die Molekülwende stellt eine außergewöhnliche Herausforderung dar, die ohne entsprechende Rahmenbedingungen sowie langfristige Planungssicherheit für die nötigen Investitionen durch eindeutige und verlässliche Regulatorik nicht gemeistert werden kann.

Grünem Wasserstoff kommt Schlüsselrolle zu

Zur Verbesserung der Produktnachhaltigkeit beschäftigt sich die MiRO seit mehreren Jahren intensiv mit den Chancen und Möglichkeiten der Herstellung erneuerbarer Kraftstoffe im industriellen Maßstab – entweder durch den Import erneuerbarer Komponenten zur Beimischung oder durch die direkte Herstellung synthetischer Kraftstoffe auf Basis von grünem Wasserstoff bzw. grünem Methanol.

Grünem Wasserstoff kommt eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Molekülwende zu. Dieser muss zuverlässig, in ausreichender Menge und zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar sein. Ergänzend zu reinem Wasserstoff werden auch Wasserstoffderivate wie Methanol oder Ammoniak aus nachhaltigen Quellen eine bedeutende Rolle für die zukünftige Rohstoffversorgung einnehmen müssen, denn erst durch sie wird grüner Strom von Gunststandorten mit ausreichend Wind- oder Sonnenenergie speicherbar, und damit über längere Distanzen transportfähig, so dass er etwa auch in Baden-Württemberg nutzbar ist.

Wichtige Schritte zum Aufbau des heimischen Wasserstoffmarktes waren die im Juli durch die Bundesregierung beschlossene Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate sowie das durch die Bundesnetzagentur in dieser Woche genehmigte Wasserstoffkernnetz. Sowohl hinsichtlich der Importstrategie als auch beim Aufbau der Infrastrukturen für diese Produkte kommt es aber darauf an, ein „Nord-Süd-Gefälle“ zwischen den küstennahen Regionen und dem Süden Deutschlands zu verhindern. Eine möglichst schnelle Anbindung von Baden-Württemberg und der MiRO an das geplante Wasserstoffkernnetz, und in der Zwischenzeit übergangsweise eine lokale Erzeugung von Wasserstoff mit Unterstützung durch Bund und Länder wären hierbei essentiell.

Carbon Capture als Game Changer zur Erreichung der Klimaziele

Defossilisierung darf sich aber nicht nur auf den Rohstoffeinsatz und die Endprodukte beschränken. Ebenso bedeutsam ist die Minimierung von Emissionen während des Produktionsprozesses. Die einzige Option kurzfristig größere Mengen an CO2-Emissionen zu vermeiden ist die

Carbon-Capture-Technologie (CCU/S), bei der Prozessemissionen direkt an den Emissionsquellen abgeschieden und anschließend in der Erde gespeichert bzw. als Rohstoff zur Erzeugung synthetischer Rohstoffe weiter genutzt werden. Um dieses Potential ausschöpfen zu können, muss die deutsche Politik Carbon Capture als Klimaoption anerkennen, entsprechende Anreize schaffen und die erforderliche Infrastruktur mit Lagerstätten und Transportnetzen fördern.

„Die Transformation ist und bleibt eine große Herausforderung. Wir stehen zu unserer Verantwortung im Zuge der Energiewende und möchten unseren Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten. Damit in den Klimaschutz investiert wird, bedarf es kalkulierbarer Perspektiven und der Aussicht auf belastbare Geschäftsmodelle, die nur durch einen klaren und verlässlichen regulatorischen Rahmen seitens des Gesetzgebers geschaffen werden können“, appellierte Dr. Krobjilowski. „Dazu benötigen wir die Unterstützung durch die Bundes- und Landesregierung“.

Statements unserer Gäste

Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing: „Erneuerbare Kraftstoffe sind ein wichtiger Baustein für die Mobilität der Zukunft. Um unsere Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen, müssen wir uns alle technologischen Optionen offenhalten. Wir brauchen E-Fuels und fortschrittliche Biokraftstoffe in der Luft und auf dem Wasser, aber auch auf der Straße – etwa im Schwerlastverkehr und für die Bestandsflotte von Millionen Fahrzeugen mit Verbrennerantrieb. Bei den Verhandlungen zur Revision der Erneuerbare-Energien-Richtlinie habe ich mich erfolgreich dafür eingesetzt, ab 2030 eine verbindliche Unterquote für Wasserstoff und E-Fuels einzuführen, und ich bin überzeugt, dass wir auch national eine ambitionierte Umsetzung brauchen. Mit der Europäischen Kommission herrscht Einigkeit darüber, dass wir eine Perspektive für E-Fuels-only-Fahrzeuge schaffen wollen, die auch über 2035 neu zugelassen werden können. Zudem habe ich mit dem internationalen E-Fuels-Dialog eine Initiative angestoßen, um mich mit internationalen Partnern über harmonisierte Rahmenbedingungen für den Hochlauf von erneuerbaren Kraftstoffen, Finanzierungsquellen und Anreize für die Nachfrage auszutauschen. Wir senden ein klares Signal an den Markt, dass wir klimafreundliche Alternativen zu konventionellen Kraftstoffen brauchen. Daher begrüße ich sehr die Strategie und das Engagement der MiRO-Raffinerie, an dem bedeutsamen Standort Karlsruhe die Kraftstoffe der Zukunft zu entwickeln.“

Landesverkehrsminister Winfried Hermann: „Zum Erreichen der Klimaziele werden auch synthetische Kraftstoffe benötigt. Während Elektroautos in der individuellen Fortbewegung eine gute, klimaschonende Alternative zum Verbrenner bieten, sind batterieelektrische Lösungen im Luftverkehr, bei der Schifffahrt und bei Langstreckentransporten nicht in Sicht. Deshalb brauchen wir einen raschen Hochlauf der Produktion für diese Kraftstoffe – besonders im Luftverkehr, um die Quoten der EU von ReFuelEUAviation erreichen zu können. Damit das gelingt, muss die EU-Regulatorik die Produktion auch in Deutschland wirtschaftlich attraktiv machen und Importhindernisse aus Nicht-EU-Ländern abbauen. Deshalb beteiligen wir uns seit Jahren mit großem Engagement an Projekten wie „reFuels – Kraftstoffe neu denken“ oder „Sicherung der Kraftstoffversorgung für Baden-Württemberg“. Auch die vom BMDV geförderte bundesweite „Plattform InnoFuels“ haben wir mitinitiiert. Mit ihrem Know-how und ihrer Infrastruktur ist die Mineraloelraffinerie Oberrhein (MiRO) für uns dabei ein wichtiger Partner. Der Standort ist für die Produktion von erneuerbaren synthetischen Kraftstoffen im großen Maßstab sehr geeignet. Die Fläche dafür ist vorhanden.“