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Unternehmen berichtet von der Notwendigkeit einer Molekülwende und den Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Transformation des Raffineriestandortes Karlsruhe
Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat heute die Mineraloelraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG (MiRO) in Karlsruhe besucht. Dr. Andreas Krobjilowski, Sprecher der MiRO-Geschäftsführung, unterstrich die Bedeutung des Raffineriestandortes Karlsruhe für die Energieversorgung in Baden-Württemberg und erläuterte die aktuellen Herausforderungen der MiRO auf ihrem Weg durch die Energiewende.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann: „Wir sind derzeit in einer entscheidenden Phase der Transformation. Gerade ein Industrieland wie Baden-Württemberg braucht auch in Zukunft eine wirtschaftliche und nachhaltige Versorgung mit Energie. Ich freue mich deshalb sehr, dass sich Unternehmen wie die Mineraloelraffinerie Oberrhein den aktuellen Herausforderungen stellen und etwa in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen konsequent an Alternativen zu fossilen Energieträgern arbeiten. Denn klar ist: Bei der Energiewende brauchen wir starke Partner.“
Verkehrsstaatssekretärin Elke Zimmer: „Für mehr Klimaschutz im Verkehr brauchen wir auch erneuerbare Kraftstoffe, sogenannte reFuels. Sie sind zentral für alle Bereiche, wo die Elektrifizierung keine sinnvollen Lösungen bietet. Dazu gehören der Luft- und Schiffsverkehr, aber zum Beispiel auch bestimmte Einsatzbereiche des Schwerlastverkehrs. Der Mineraloelraffinerie Oberrhein (MiRO) in Karlsruhe kommt eine zentrale Rolle für die Energieversorgung im Land zu. Die MiRO widmet sich dieser Aufgabe seit Jahren mit großem Engagement und ist ein enger Partner bei reFuels-Projekten des Landes und dem Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg.“
„Wir freuen uns außerordentlich darüber, Herrn Ministerpräsidenten Kretschmann und Verkehrsstaatssekretärin Elke Zimmer bei uns am Standort begrüßen zu dürfen“, sagte Andreas Krobjilowski. „Die sichere und zuverlässige Versorgung mit bezahlbarer und zunehmend auch nachhaltig erzeugter Energie zählt zu den großen gemeinsamen Herausforderungen der Zukunft.“
Als größte Erdölraffinerie in Deutschland leistet die MiRO in Karlsruhe dazu bereits heute einen wesentlichen Beitrag: Jeden Tag werden rund 10 Millionen Menschen zuverlässig mit Kraftstoffen und Heizöl, sowie rund vierzigtausend Karlsruher Haushalte mit Fernwärme aus den Produktionsprozessen versorgt. Statistisch decken die MiRO-Produkte rund 40 % des Primärenergiebedarfs in Baden-Württemberg.
Gleichberechtigt zur Stromwende ist eine Molekülwende erforderlich
Derzeit werden in Deutschland gut 20 % des Energiebedarfs durch Strom gedeckt, knapp 80 % entfallen auf Moleküle fossilen Ursprungs wie Gas, Kohle und Öl. Molekülbasierte Energieträger werden daher auch auf absehbare Zeit noch zur Rohstoff- und Energieversorgung benötigt werden – nicht nur für Luftverkehr und Schifffahrt, sondern auch im Schwerlastverkehr, Straßenbau und als Grundstoff für die chemische Industrie – und das natürlich nach Möglichkeit auf nachhaltiger Basis, um die Klimaziele zu erreichen.
Die Themen Energieeffizienz und Reduktion der CO₂-Emissionen genießen bei MiRO bereits seit Längerem höchste Priorität. So wurden beispielsweise seit 2010 mehr als 130 Einzelmaßnahmen und Projekte zur Energieeinsparung realisiert. Dadurch konnten der Energieverbrauch sowie die Treibhausgasemissionen seitdem um rund 10% reduziert werden; dies entspricht einer Einsparung von rund 300.000 Tonnen CO₂ pro Jahr. Damit ist MiRO bereits heute eine der energieeffizientesten und wettbewerbsfähigsten Raffinerien in Europa.
Grünem Wasserstoff kommt Schlüsselrolle bei erfolgreicher Defossilisierung zu
Grüner Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle bei der zukünftigen Entwicklung der MiRO und der gesamten Branche; dieser muss zuverlässig, in ausreichender Menge und zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar sein. Eine möglichst schnelle Anbindung von Baden-Württemberg und der MiRO an das geplante Wasserstoffkernnetz, und in der Zwischenzeit übergangsweise eine lokale Erzeugung von Wasserstoff wären wünschenswert. Letztere ist aber nur realisierbar, wenn Bund und Länder unterstützend eingreifen.
Neben reinem Wasserstoff werden auch sog. Wasserstoffderivate wie Methanol oder Ammoniak eine bedeutende Rolle für die zukünftige Rohstoffversorgung spielen. Grüner Strom von Gunststandorten mit ausreichend Wind- und Sonnenenergie wird erst mit Hilfe solcher Wasserstoffderivate speicherbar, und damit über längere Distanzen transportfähig, so dass er auch in Baden-Württemberg nutzbar wird. Deutschland und auch Baden-Württemberg benötigen daher dringend eine konkrete Importstrategie für solche Rohstoffe.
Zur Verbesserung der Produktnachhaltigkeit beschäftigt sich die MiRO seit mehreren Jahren intensiv mit den Chancen und Möglichkeiten der Herstellung erneuerbarer Kraftstoffe im industriellen Maßstab – entweder durch den Import erneuerbarer Komponenten zur Beimischung oder durch die direkte Herstellung synthetischer Kraftstoffe auf Basis von grünem Wasserstoff bzw. grünem Methanol. Zur Förderung des Markthochlaufes synthetischer Kraftstoffe wäre aber eine klimagerechte Neuregelung der Energiebesteuerung dringend erforderlich.
Carbon Capture als Game Changer zur Erreichung der Klimaziele
Defossilisierung darf sich aber nicht nur auf den Rohstoffeinsatz und die Endprodukte beschränken. Ebenso bedeutsam ist die Minimierung von Emissionen während des Produktionsprozesses. Die einzige Option kurzfristig größere Mengen an CO₂-Emissionen zu vermeiden ist die
Carbon-Capture-Technologie, bei der Prozessemissionen direkt an den Emissionsquellen abgeschieden und anschließend in der Erde gespeichert bzw. als Rohstoff zur Erzeugung synthetischer Rohstoffe weiter genutzt werden. Um dieses Potential ausschöpfen zu können, muss die deutsche Politik Carbon Capture als Klimaoption anerkennen, entsprechende Anreize schaffen und die erforderliche Infrastruktur mit Lagerstätten und Transportnetzen fördern.
„Die Transformation ist und bleibt eine große Herausforderung. Damit in den Klimaschutz investiert wird, bedarf es kalkulierbarer Perspektiven und der Aussicht auf belastbare Geschäftsmodelle, die nur durch einen klaren und verlässlichen regulatorischen Rahmen seitens des Gesetzgebers geschaffen werden können“, appellierte Dr. Krobjilowski. Hierfür wäre es wichtig, dass Baden-Württemberg seinen Einfluss auf Bundes- und vor allem EU-Ebene einbringt.
Bei einer Rundfahrt konnte sich der baden-württembergische Regierungschef einen Eindruck von der Größe und Komplexität der Raffinerie verschaffen. Dieses beinhaltete auch einen Besuch in einem der beiden Messwartengebäude, in welchem sich die Produktionsleitstände für die verschiedenen Raffinerieanlagen befinden. Hier informierte sich der Ministerpräsident darüber, wie die Prozessanlagen mit Hilfe modernster Prozessleittechnik gesteuert und überwacht werden.