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Beim Neujahrsempfang der Raffinerie gab es beim Jahresrückblick viel Positives zu berichten – und es gab deutliche Appelle an die Politik
Zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang konnte die Geschäftsführung der Mineraloelraffinerie Oberrhein (MiRO) am Freitag wieder zahlreiche Persönlichkeiten aus der Stadt und Region Karlsruhe begrüßen.
Beim Jahresrückblick hatte Dr. Andreas Krobjilowski, Sprecher der Geschäftsführung, viel Positives zu berichten: „2024 war ein gutes Jahr für MiRO. Im operativen Geschäft konnten wir uns mit fast 98% über eine sehr hohe Verfügbarkeit der Prozessanlagen und damit insgesamt einen sehr stabilen Raffineriebetrieb freuen; und infolgedessen auch über eine sehr hohe Energieeffizienz“. Auch die wichtigsten Performance-Kennzahlen, die Arbeits- und Anlagensicherheit, lagen ganzjährig auf einem sehr zufriedenstellenden Niveau und deutlich über dem Branchendurchschnitt.
MiRO liefert jeden 3. Liter Benzin in Deutschland und 60 % der Fernwärme in Karlsruhe
Der stabile Raffineriebetrieb hat der MiRO bei ihrer Kernaufgabe und Hauptverantwortung sehr geholfen. Auch 2024 wurden wieder tagtäglich über 10 Millionen Menschen in der Region und weit darüber hinaus sicher und zuverlässig mit Wärme und Energieprodukten versorgt. MiRO deckt statistisch über 40% des Primärenergiebedarfs von Baden-Württemberg. 2024 wurden rund 13,7 Millionen Tonnen Mineralölprodukte (2023: 13,5) auf den Weg zum Verbraucher geschickt – darunter rund 5,0 Millionen Tonnen Benzin (2023: 4,6), 4,1 Millionen Tonnen Diesel (2023: 4,1), und 2,2 Millionen Tonnen leichtes Heizöl (2023: 2,2). Außerdem lieferte die Raffinerie wieder zuverlässig Wärme für über 40.000 Karlsruher Haushalte an die Stadtwerke; dies entspricht rund 60 % des Gesamtbedarfs an Fernwärme in Karlsruhe.
Mehr als 100 Millionen Euro für „Turnaround 2024“
Das vergangene Jahr wurde insbesondere durch den turnusmäßigen Großstillstand im Werkteil 2 geprägt. Sämtliche Prozessanlagen östlich vom Flüsschen Alb waren im Frühjahr über 5 Wochen für geplante Inspektions- und Wartungsarbeiten außer Betrieb. Neben den gesetzlich vorgeschriebenen TÜV-Prüfungen ging es vor allem darum, die Anlagen für die nächsten sechs Jahre geplanter Laufzeit „fit“ zu machen. MiRO-Mannschaft und über 3.000 zusätzliche Arbeitskräfte von Partnerfirmen leisteten unfallfrei mehr als eine Million Arbeitsstunden.
Ausbildungs- und Umschulungsoffensive zur Nachwuchssicherung beschleunigt
Um ihren Bedarf an qualifizierten Fachkräften langfristig zu sichern, hat die MiRO ihre Ausbildungs- und Umschulungsoffensive weiter beschleunigt. Seit 2021 hat sich die Zahl der Auszubildenden und Umschüler in der Raffinerie nahezu verdoppelt. 2024 lag die Ausbildungsquote bei über 9%, und damit dreimal so hoch wie beim Branchendurchschnitt – Tendenz steigend, denn für dieses Jahr ist eine Ausbildungsquote von 13% geplant und es sind bereits fast alle Ausbildungsplätze mit Start im September vergeben.
Insourcing der Bahnverladung zum Jahreswechsel vollzogen
MiRO hat das Jahr mit einer bedeutenden organisatorischen Änderung gestartet. Nach 15 Jahren Bahnverladung durch einen externen Dienstleister werden die Verlade- und Rangiertätigkeiten seit dem 1. Januar wieder durch eigenes MiRO-Personal durchgeführt. Von der Entscheidung, die Bahnverladung wieder komplett in eigene Hände zu nehmen bis zur Umsetzung blieb nicht viel Zeit. Innerhalb eines Jahres mussten 56 neue MiRO-Kollegen rekrutiert und ausgebildet sowie viele weitere Voraussetzungen geschaffen werden.
Nachhaltige Molekülwende zum Erreichen der Klimaziele notwendig
Mit Blick auf die Herausforderungen der Energiewende erinnerte Dr. Krobjilowski daran, dass Strom derzeit nur rund 20 % des Primärenergiebedarfs in Deutschland deckt. Etwa 80 % werden dagegen durch flüssige bzw. gasförmige Energieträger wie Kraft- und Brennstoffe bereitgestellt – und bei diesen Molekülen stammen aktuell nur rund 10% aus erneuerbaren Quellen. Dr. Krobjilowski betonte daher: „Die Energiewende kann nur erfolgreich sein, wenn parallel und gleichberechtigt zur Stromwende auch eine Molekülwende erfolgt“. Molekülwende bedeute dabei, dass für das Erreichen der Klimaziele die auch langfristig nicht ersetzbaren Kohlenwasserstoffmoleküle, wie beispielsweise im Luftverkehr oder der Schifffahrt, zunehmend durch treibhausgasneutrale Moleküle ersetzt werden müssen. Raffinerien spielten in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle.
Drei Schlüssel zur nachhaltigen Zukunft der Raffinerie
Die Kernfrage für die MiRO lautet: Wie kann sie ihre Aufgabe und Verantwortung als kritische Versorgungsinfrastruktur weiterhin zuverlässig erfüllen und gleichzeitig ihren Beitrag zur Sicherung der Klimaziele leisten? Drei Schlüsselthemen sind für eine nachhaltige Zukunft der MiRO bedeutsam:
🔑 Eine planbare Verfügbarkeit von CO2-armem Wasserstoff in ausreichender Menge und zu wettbewerbsfähigen Preisen
🔑 Eine umfassende Kohlenstoffstrategie, die vor allem das Abscheiden von CO2 und Verpressen bzw. Weiterverwenden als Rohstoff umfasst, wodurch sich bei MiRO rund 90% der CO2-Emissionen aus dem Verarbeitungsprozess vermeiden ließen
🔑 Erzeugung nachhaltiger synthetischer Kraftstoffe und Einsatzstoffe für die weiterverarbeitende Industrie
Gestaltungswillen und Handeln der Politik gefordert
Bei der Umsetzung der drei Schlüsselthemen in konkrete Vorhaben am Standort sei die Raffinerie allerdings vor allem auf die Unterstützung durch Politik und Gesetzgeber angewiesen, führte Dr. Krobjilowski weiter aus. Nur ein entsprechend gestalteter regulatorischer Rahmen lasse attraktive Geschäftsmodelle entstehen und Investitionen in die kostenintensiven Transformationsprojekte fließen.
Für den Höhepunkt des Abends sorgte Gastredner Dr. Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz und langjähriger außen- und sicherheitspolitischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel. In seinem Vortrag „Aktuelle Krisen – Herausforderungen und Perspektiven für die innere und äußere Sicherheit“ gab Dr. Heusgen spannende Einschätzungen zu komplexen geopolitischen Zusammenhängen und damit zugleich zu einigen der drängendsten globalen Themen unserer Zeit.