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Neujahrsempfang: „MiRO als strategischen Baustein einer erfolgreichen Energiewende in Baden-Württemberg verstehen“

Mit unserem Neujahrsempfang haben wir am dritten Freitag im Januar eine mehr als vier Jahrzehnte währende Tradition in Karlsruhe fortgeführt.

Dr. Andreas Krobjilowski, Sprecher der Geschäftsführung, eröffnete den Empfang mit einem klaren Statement pro Demokratie. Diese sei ebenso ein Privileg wie die Mobilität. Mit diesen Worten begrüßte er auch den diesjährigen Gastredner Winfried Hermann, Verkehrsminister von Baden-Württemberg, der in seiner späteren Keynote über „Herausforderungen und Chancen für Klimaschutz im Verkehr“ und die bedeutende Rolle der MiRO dabei sprach.

Ausbildungs- und Umschulungsoffensive zur Sicherung des Nachwuchses

Geopolitische Auswirkungen wie Inflation und Kostensteigerungen haben die Raffinerie 2023 erneut vor Herausforderungen gestellt – ebenso Lieferkettenprobleme und die Verfügbarkeit von Materialien und Komponenten. Auch die Verfügbarkeit von Fachkräften sei zunehmend ein Thema. Mit einer Ausbildungs- und Umschulungsoffensive für die Schlüsselqualifikation Chemikant hält die Raffinerie dagegen. Dadurch konnte MiRO seine Ausbildungskapazität verdoppeln. Die MiRO-Ausbildungsquote einschließlich Umschulung liegt bei rund 8 % und damit deutlich über dem Branchendurchschnitt. Außerdem hat die Raffinerie durch die praxisnahe Umschulung ein sehr hohes Qualifikationsniveau und eine hohe Flexibilität bei der Personalplanung erreicht.

Verarbeitung auf Vorjahresniveau – jeder 3. Liter Benzin in Deutschland aus Karlsruhe

2023 lag die Verarbeitung in etwa auf dem Vorjahresniveau. Erneut wurden rund 13,5 Millionen Tonnen Mineralölprodukte (2022: 13,5) auf den Weg zum Verbraucher geschickt – darunter 4,6 Millionen Tonnen Benzin (2022: 4,7), 4,1 Millionen Tonnen Diesel (2022: 4,1), und 2,2 Millionen Tonnen leichtes Heizöl (2022: 2,3). Außerdem lieferte die Raffinerie 60 % der in der Stadt benötigten Fernwärme auf Basis von Prozesswärme an die Stadtwerke Karlsruhe.

Transformation des Raffineriestandortes Karlsruhe gestartet

MiRO deckt mit ihrem Energie-Output statistisch rund 45 % des Endenergieverbrauchs von Baden-Württemberg ab. Seit 2010 konnte mit Projekten wie der Fernwärme und weiteren in Summe über 130 Einzelmaßnahmen der Energieverbrauch der Produktionsprozesse und entsprechend die Kohlendioxid-Emissionen um rund 10 % reduziert werden. Darüber hinaus arbeitet MiRO an verschiedenen Möglichkeiten zum Einsatz nachhaltigerer Rohstoffe und Wege zu nachhaltigen Produkten.

Neben einer Stromwende bedarf es vor allem auch einer Molekülwende

Derzeit werden in Deutschland gut 20 % des Energiebedarfs durch Strom gedeckt, rund 80 % entfallen auf Moleküle wie Gas, Kohle sowie Öl bzw. Mineralölprodukte. Molekülbasierte Energieträger werden daher auch auf absehbare Zeit noch zur Rohstoff- und Energieversorgung benötigt werden – nicht nur für den Flugverkehr, sondern auch für den Schwerlast- oder Schiffsverkehr, sowie im Straßenbau und als Grundstoff für die chemische Industrie – und das natürlich nach Möglichkeit auf nachhaltiger Basis. „Die nötige Energiewende für Baden-Württemberg kann daher nur erfolgreich gelingen, wenn die MiRO dabei als strategischer Baustein verstanden wird, betonte Dr. Krobjilowski.“

MiRO arbeitet zusammen mit den unterschiedlichsten Partnern an wegweisenden Projekten für eine nachhaltigere Zukunft. Wichtig sind in diesem Zusammenhang aber vor allem langfristige Perspektiven in Bezug auf den regulatorischen Rahmen und damit die langfristige Wirtschaftlichkeit der damit verbundenen Investitionen.

Grünem Wasserstoff kommt Schlüsselrolle bei erfolgreicher Defossilisierung zu

Die erfolgreiche Defossilisierung des Raffineriestandortes MiRO ist an mehrere Voraussetzungen geknüpft. Einer zuverlässigen und wettbewerbsfähigen Versorgung der MiRO mit grünem Wasserstoff als Energierohstoff kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu. Der Raum Karlsruhe ist gemäß derzeitiger Planung Bestandteil des Wasserstoffkernnetzes der Bundesregierung, der Anschluss ist bis 2032 geplant. Für den Zwischenzeitraum zur Unterstützung des Hochlaufs einer Wasserstoffwirtschaft im Südwesten wünscht sich Krobjilowski eine lokale Wasserstoffversorgung. Eine solche ist aber nur realisierbar, wenn Bund und Länder hier unterstützend eingreifen.

Neben reinem Wasserstoff werden auch sog. Wasserstoffderivate wie Methanol oder Ammoniak eine bedeutende Rolle für die Rohstoffversorgung spielen müssen. Grüner Strom von Gunststandorten mit viel Wind und Sonne kann erst mit Hilfe solcher Wasserstoffderivate speicherbar, über längere Distanzen transportfähig und damit auch für in Baden-Württemberg nutzbar gemacht werden.

Carbon Capture als Option zur Erreichung der Klimaziele

Um die Klimaziele zu erreichen, darf sich die Defossilisierung aber nicht nur auf den Rohstoffeinsatz und die Endprodukte beschränken. Ebenso bedeutsam ist die Minimierung von Emissionen während des Produktionsprozesses. „Die kostengünstigste Lösung ist dafür die Carbon-Capture-Technologie, also das Abscheiden von Prozessemissionen direkt an den Emissionsquellen und die anschließende Speicherung in der Erde bzw. weitere Nutzung als Rohstoff zur Erzeugung synthetischer Rohstoffe“, sagte Dr. Krobjilowski. Andere Länder seien hier bereits aktiv und auch die deutsche Politik müsse Carbon Capture als Klimaoption anerkennen und die erforderliche Infrastruktur mit Lagerstätten und Transportnetzen fördern.

Für eine erfolgreiche Energiewende bedarf es zwingend kalkulierbarer Perspektiven und der Aussicht auf belastbare Geschäftsmodelle, die nur durch einen klaren und verlässlichen regulatorischen Rahmen seitens des Gesetzgebers geschaffen werden können“, appellierte Dr. Krobjilowski.