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21.01.00

Neujahrsempfang der Mineraloelraffinerie Oberrhein

Beim Neujahrsempfang am 21. Januar 2000 konnte Horst Göbel, Sprecher der Geschäftsführung der Mineraloelraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG (MiRO), Karlsruhe, rund 120 Repräsentanten aus dem öffentlichen Leben und der Wirtschaft der TechnologieRegion Karlsruhe begrüßen.

Mit Blick auf das zurückliegende Jahr sagte Göbel in seiner Begrüßungsrede: "MiRO konnte im September 1999 unter Berücksichtigung der Einsatzmengen der beiden Karlsruher Raffinerien die 500millionste Tonne Durchsatz feiern. Dies entspricht in etwa dem fünffachen Jahresverbrauch an Mineralölprodukten in Deutschland. Obwohl wir unsere für das vergangene Jahr gesteckten Ziele erreicht haben, gehörte das Jahr trotz dieses Jubiläums nicht zu den besonders erfolgreichen. Leider brachte das Jahr 1999 für die gesamte Mineralölbranche in Deutschland hohe Verluste." Insgesamt gab es Verluste in Höhe von 500 Millionen DM. Im zweiten Halbjahr änderte sich die wirtschaftliche Situation nur zeitweise geringfügig.

Verantwortlich für das schlechte Ergebnis waren vor allem der von 10 auf rund 25 Dollar pro Barrel sprunghaft angestiegene Rohölpreis und ein gegenüber der DM starker Dollar. Bei nach wie vor bestehenden Raffinerieüberkapazitäten in Europa ließen sich die Produkterlöse nicht so schnell an die Rohölpreise anpassen. Die Erhöhung der Mineralölsteuer / Mehrwertsteuer um 7 Pfennige pro Liter zum 1. April kam erschwerend hinzu. All dies führte letztlich zu den schlechten Margen im Mineralölgeschäft. "Davon war auch die MiRO betroffen. Unser Ergebnis verschlechterte sich um gut 65 Prozent gegenüber dem Vorjahr", sagte Göbel. "Auch MiRO als eine der beststrukturierten Raffinerien in Europa hatte zeitweise sogar negative Margen."

Trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage waren die MiRO-Prozessanlagen hoch ausgelastet und wiesen eine gute Verfügbarkeit auf. Im zurückliegenden Jahr verarbeitete die Raffinerie rund 15,5 Millionen Tonnen Rohöl und andere Einsatzstoffe. Neben einer Vielzahl weiterer Mineralölprodukte wurden 5,5 Millionen Tonnen Ottokraftstoffe, 3,1 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff und 3,3 Millionen Tonnen leichtes Heizöl erzeugt. Durchschnittlich kam jeder sechste in Deutschland hergestellte Liter Benzin aus Karlsruhe.

Fast völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit haben sich alle deutschen Raffinerien im vergangenen Jahr auf die neuen Spezifikationen für Kraftstoffe eingestellt, die seit dem 1. Januar 2000 mit niedrigeren Schwefel- und Benzolwerten an den Tankstellen verfügbar sind. MiRO hat hierfür 20 Millionen DM investiert; in erster Linie in Maßnahmen, um das Benzin weiter zu entschwefeln, Benzol zu entfernen und den für die Entschwefelung benötigten Wasserstoff bereitzustellen. "Im Vergleich zum Wettbewerb war MiRO in einer günstigeren Situation", so Göbel. Für die Umsetzung dieser ersten Stufe des Auto-Oel-Programms musste die Raffinerie keine neuen Anlagen bauen.

Die gesamten Investitionen für die erste Stufe des Auto-Oel-Programms und andere Projekte beliefen sich 1999 auf rund 60,7 Millionen DM. Der Umsatz in 1999 lag bei 7 Milliarden DM. Davon entfielen 6,7 Milliarden DM auf gezahlte Mineralölsteuer.

Was die Sicherheitsarbeit betrifft, kann die Raffinerie auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Seit 682 Tagen bzw. 3,4 Millionen Arbeitsstunden arbeitet MiRO ohne meldepflichtigen Unfall und auch die übrigen Sicherheitskennziffern wie Schonarbeitsplätze und medizinische Behandlungen sind rückläufig und haben sich damit verbessert. "Dies ist der Erfolg unserer intensiven Bemühungen, dass unsere Mitarbeiter das Werk nach getaner Arbeit so unversehrt verlassen, wie sie es bei ihrem Arbeitsantritt jeden Morgen betreten", betonte Göbel. Die bislang weniger guten Sicherheitsergebnisse bei den Fremdfirmen sollen durch gezielte Maßnahmen weiter verbessert werden.

Die Integration der beiden Werkteile und das Zusammenwachsen der Belegschaft von derzeit 960 Mitarbeitern unter dem Dach der MiRO schreiten weiter voran. Dies zeigt sich unter anderem in der erfreulich positiven Beurteilung der Vorgesetzten durch ihre Mitarbeiter, die im letzten Jahr zum ersten Mal - auf Wunsch auch anonym - durchgeführt wurde.

Im laufenden Jahr wird die Raffinerie rund 15,7 Millionen Tonnen Mineralölprodukte für den Markt bereitstellen; davon rund 5,5 Millionen Tonnen Benzin, 3,4 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff und weitere 3,2 Millionen Tonnen leichtes Heizöl.

Das Geschehen bei MiRO wird im Jahr 2000 vor allem durch einen Generalstillstand im Werkteil 2 im Mai und dadurch bedingte vorgezogene Projektaktivitäten für die zweite Stufe des Auto-Oel-Programms bestimmt. Ende April werden die Prozessanlagen schrittweise außer Betrieb genommen und einer vierwöchigen intensiven Untersuchung und Reparaturmaßnahmen unterzogen. Die Raffinerie investiert in diesen Generalstillstand rund 45 Millionen DM, damit die Produktionsanlagen auch die nächsten sechs Jahre weitest-gehend ohne Störungen und Ausfälle zur Verfügung stehen.

Im Zuge der Stillstandsarbeiten werden zahlreiche Projekte fertiggestellt. Die beiden wichtigsten Projekte in einer Größenordnung von 30 Millionen DM dienen der Engpassbeseitigung im Coker, einer Produktionsanlage zur Reduzierung von schwerem Heizöl, und im Calziner, einer Koksveredelungsanlage. Weitere Investitionen fließen in Einrichtungen zur weiteren Verbesserung des Umweltschutzes. Dies sind vor allem Anlagen zur erneuten Verringerung der Emissionen.

Der Stillstand wird gleichzeitig auch für Einbindungsarbeiten genutzt, die erforderlich sind, um die Anlagen im Juni 2001 für die zweite Stufe des Auto-Oel-Programms ohne zusätzlichen Anlagenstillstand in Betrieb nehmen zu können. "Wir müssen uns darüber klar sein, dass die Herstellung der umweltfreundlichen Produkte natürlich nicht ohne Rückschläge bei den Emissionen hier bei MiRO erfolgen kann", hob Göbel hervor. Auch bei der Erfüllung der verschärften Kraftstoffspezifikationen befindet sich MiRO trotz großen Zeitdrucks in einer vergleichsweise günstigen Ausgangssituation. Die Raffinerie kann auf vorhandene Anlagen zurückgreifen, die im Rahmen der Fusion im Jahre 1997 stillgelegt wurden. Für den notwendigen Umbau dieser Anlagen werden rund 120 Millionen DM investiert werden müssen.

Angesichts eines immer rauher werdenden Wettbewerbs auf dem Mineralölsektor schätzt Göbel die Zukunft für Mineralölgesellschaften, die noch keine Megafusionen eingegangen sind, als sehr schwer ein. Diese hätten den enormen Einsparpotentialen von Konzernen wie beispielsweise Exxon Mobil nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Weitere Raffinerieschließungen in Deutschland würden die heute bereits bestehende Importabhängigkeit in Höhe von 40 % allerdings weiter erhöhen und noch mehr Arbeitsplätze kosten.

Für die Mineralölverbraucher ist für die nächsten Jahre mit einer günstigeren Situation zu rechnen, da der Rohölpreis nach Expertenschätzungen um 20 Dollar pendeln und damit niedriger als derzeit liegen soll. "Deshalb müssen die Konsumenten viel mehr als die Preisdiktate arabischer Ölscheichs die eigenen Finanzminister fürchten, die angesichts leerer öffentlicher Kassen die Mineralölsteuer immer stärker erhöhen, ohne die Einnahmen für die Verbesserung der proklamierten ökologischen Ziele zu verwenden", so Göbel kritisch. Dabei belasten fiskalische Abgaben den Benzinpreis in Europa heute schon mit deutlich mehr als 70 Prozent.

Im Anschluss an die Eröffnungsrede von MiRO-Geschäftsführer Horst Göbel referierte Gastredner Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger über die "Arbeit der Zukunft - Zukunft der Arbeit". Durch seinen überaus interessanten Vortrag wurde allen Gästen bewusst, welch raschen Wandel wir in unserer Arbeitswelt in den nächsten zehn Jahren zu erwarten haben.

MiRO ist am 1. Oktober 1996 durch den Zusammenschluss der Oberrheinischen Mineralölwerke GmbH und der Esso-Raffinerie Karlsruhe entstanden. Die größte Raffinerie in Deutschland und eine der modernsten in Europa ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Conoco Continental Holding GmbH, Hamburg (18,75 %), Dea Mineraloel AG, Hamburg (32,25 %), Esso Deutschland GmbH, Hamburg (25 %) und Ruhr Oel GmbH, Gelsenkirchen (24 %).

Yvonne Schönemann
Tel: 0721 / 958-3465
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E-Mail: schoenem@miro-ka.de