Impressum & Datenschutz
KeyVisual: Pressemeldungen
26.01.01

Größte Raffinerie Deutschlands war 2000 sehr hoch ausgelastet

"Das Jahr 2000 war von starken Veränderungen im Mineralölgeschäft gekennzeichnet. Dies hat sich für die MiRO ausnahmsweise einmal positiv ausgewirkt", berichtete Horst Göbel, Sprecher der Geschäftsführung der Mineraloelraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG (MiRO), Karlsruhe, beim Neujahrsempfang der Raffinerie am 26. Januar. Das Jahr 2000 verlief für MiRO aus wirtschaftlicher Sicht erfolgreich. Alle Prozessanlagen waren sehr hoch ausgelastet. Mit 15,5 Millionen Tonnen Einsatz von Rohöl und anderen Einsatzstoffen war die Verarbeitungsmenge unverändert hoch. "Trotzdem ist der Südwesten Deutschlands nach wie vor eine Importregion für Mineralölprodukte", betonte Göbel. Neben einer Vielzahl weiterer Mineralölprodukte erzeugte die Raffinerie im vergangenen Jahr 5,3 Millionen Tonnen Ottokraftstoffe, 3,3 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff und 3 Millionen Tonnen leichtes Heizöl. Durchschnittlich kam jeder sechste in Deutschland hergestellte Liter Benzin aus Karlsruhe.

Die Raffineriemargen waren 2000 im Vergleich zum Vorjahr deutlich besser. Leider wurden diese guten Raffinerieergebnisse an den Tankstellen durch den dort ausgetragenen Preiskampf wieder voll aufgezehrt, so dass das integrierte Downstream-Geschäft (Verarbeitung und Vertrieb) insgesamt unbefriedigend ausfiel. Die Vertriebsgesellschaften der Mineralölunternehmen mussten bis Anfang August letzten Jahres einen Verlust von über 1,2 Milliarden DM in Deutschland hinnehmen. Der Weltmarkt erlaubte es den Rohölförderländern, den Rohölpreis in weniger als acht Monaten von 10 Dollar pro Barrel (159 Liter) auf fast 35 Dollar pro Barrel mehr als zu verdreifachen. Auch die Ökosteuer und der schwache Euro trugen zu stark gestiegenen Kraftstoffpreisen bei. Doch die Preise für Benzin und Diesel hätten zeitweise sogar noch bis zu 15 Pfennig pro Liter teurer sein müssen, um die Kosten zu decken.

Am Beispiel des aktuellen Preises für Normalbenzin rechnete Göbel vor, wie sich die Kosten verteilen: "Bei einem Preis von 1,98 DM pro Liter ein-schließlich der letzten Mineralölsteuererhöhung von 7 Pfennig pro Liter entfallen auf Mineralölsteuer, Ökosteuer und Mehrwertsteuer 73 Prozent oder 144 Pfennig pro Liter. Für das Rohöl, inklusive Transport auf dem Meer und durch Pipelines sowie aller Verarbeitungskosten in den Raffinerien standen 42 Pfennig pro Liter zur Verfügung. Lediglich 12 Pfennig pro Liter verbleiben den Vertriebsgesellschaften unserer Gesellschafter für Transport, Modernisierung der Tanklastzüge und der Tankstellen und eine sehr bescheidene Marge. Aus diesem niedrigen Ergebnis sollten die Raffinerien auch noch die erforderlichen Investitionen für die umweltfreundlicheren Kraftstoffe decken. Dies gelang in der Vergangenheit schon nicht und wird auch in der Zukunft wenig Aussicht auf Erfolg haben, wenn auch immer wieder von den Ministerien und Behördenseite geglaubt wird, dass die Investitionskosten auf den Produktpreis aufgeschlagen werden könnten." Mit Blick auf die MiRO, betonte Göbel: "Wir in Karlsruhe befinden uns in einem knallharten Wettbewerb mit den Rotterdamer Raffinerien. Unser Preis in Karlsruhe richtet sich nach den Erlösen in den Niederlanden plus der Fracht, die wiederum vom Stand des Rheinwassers abhängt. Würden unsere Gesellschafter den Preis ihrer Produkte über diesen eben beschriebenen Preis hinaus anheben, dann würden sie Anreize schaffen für zusätzliche Importe. Dies würde wiederum bedeuten, dass wir Absatzvolumen verlieren würden."

Im Mai vergangenen Jahres waren in einem Werkteil der Raffinerie alle Produktionsanlagen für eine TÜV-Überprüfung vier Wochen lang außer Betrieb. Die Stillstandsarbeiten verliefen erfolgreich. Alle Anlagen gingen termingerecht wieder in Betrieb, während der gesamten Zeit wurde unfallfrei gearbeitet. Pro Tag entstanden Aufwendungen in Höhe von 1,6 Millio-nen DM. Neben der MiRO-Mannschaft waren in Spitzenzeiten bis zu 2.300 zusätzliche Arbeitskräfte von Partnerfirmen im Einsatz.

Die Gesamtinvestitionen für den Stillstand und eine Reihe weiterer Projekte beliefen sich in 2000 auf 93,3 Millionen DM. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 7,4 Milliarden DM gegenüber 7 Milliarden DM in 1999. Von dem Umsatz in 2000 entfielen 7 Milliarden DM auf gezahlte Mineralölsteuer.

In diesem Jahr wird MiRO dem Markt rund 15,2 Millionen Tonnen Mineral-ölprodukte bereitstellen; davon 5,3 Millionen Tonnen Ottokraftstoffe, 3,4 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff und 3 Millionen Tonnen leichtes Heizöl.

Neben der Herstellung von Mineralölprodukten stehen bei MiRO aber auch dieses Jahr wieder zahlreiche andere Aktivitäten an. Die Raffinerie wird sich zum einen auf die Fertigstellung der zusätzlich benötigten Anlagen zur weiteren Entschwefelung von Kraftstoffen konzentrieren. Nachdem der Schwefelgehalt im Benzin und Diesel im Januar letzten Jahres schon einmal abgesenkt und auch der Benzolgehalt auf 1 Prozent reduziert wurden, gelten für Kraftstoffe ab November 2001 weiter verschärfte Qualitätsanforderungen. Ottokraftstoffe und Dieselkraftstoff dürfen dann nur noch 50 ppm (ppm = Tausendstel Gramm je Liter) Schwefel enthalten. Für diese zweite Stufe des Europäischen Auto/Oil-Programms zur Senkung verkehrsbedingter Emissionen investiert MiRO 140 Millionen DM. Am 8. Januar hat die Raffinerie ihren größten Entschwefelungsreaktor mit 500 Kubikmeter Fassungsvermögen montiert. 8 Millionen DM kostet allein der Katalysator, mit dem der Reaktor gefüllt wird.

Der Zubau des Reaktors ist aber nur ein Projekt von zahlreichen Umbauprojekten bei MiRO, die eine fristgerechte Bereitstellung der im Europäischen Auto/Oil-Programm festgelegten Kraftstoffqualitäten sicherstellen sollen. Zwei Anlagen, die im Zuge der Fusion 1997 stillgelegt wurden, werden zur Zeit komplett umgebaut und bestehende Anlagen verändert. Im Juli gehen in der Raffinerie die Anlagen zur weiteren Entschwefelung von Benzin und Dieselkraftstoff in Betrieb, damit die umweltfreundlichen Kraftstoffe ab 1. November an den Tankstellen zur Verfügung stehen. "Diese umweltfreundlichen Kraftstoffe tragen in Baden-Württemberg mit 46.000 Tonnen ganz erheblich zur Reduzierung der Stickoxidemissionen bei", berichtet Göbel. "Auch Karlsruhe selbst profitiert davon mit ca. 1.800 Tonnen weniger Stickoxid aus dem Straßenverkehr." Da die Entschwefelungsprozesse bei hohen Drücken und Temperaturen ablaufen, sind sie energieintensiv. Die daraus bei MiRO entstehenden Emissionen betragen allerdings nur 300 Tonnen pro Jahr gegenüber den bei den Autos vermiedenen Emissionen.

Nicht nur andere Mineralölgesellschaften, auch MiRO liefert heute schon Superplus-Benzin mit einem Schwefelgehalt von nur noch 10 ppm aus, die ab 1. Januar 2003 für sämtliche Kraftstoffe als Grenzwert gelten." Aus meiner Sicht würden die Mengen an Super Plus in den nächsten Jahren ausreichen, um die mit NOX-Speicherkatalysator ausgestatteten Autos zu versorgen", sagte Göbel. "Vom Ausland ist zu hören, dass es schwefelunempfindlichere Katalysatoren geben soll. Wenn dies wirklich eintritt, dann hätte die deutsche Mineralölbranche aufgrund politischer Fehlentscheidungen wieder einmal Wettbewerbsnachteile hinzunehmen. Wir sind in Zentraleuropa wieder die Ersten, die diese schwefelarmen Kraftstoffe flächendeckend herstellen müssen." Die dritte Stufe des Auto/Oil-Programms wurde in Deutschland vorgezogen. Die Euro 3-Abgasnormen sollten ursprünglich erst ab 2005 gelten.

Im September werden im MiRO-Werkteil 1 (ehemalige OMW) alle Prozessanlagen für eine TÜV-Überprüfung 25 Tage lang außer Betrieb genommen. Hierfür müssen rund 35 Millionen DM ausgegeben werden. Weitere 20 Millionen DM investiert die Raffinerie zur gleichen Zeit in die Ertüchtigung ihrer Schlüsselanlage, dem Fluid Catalytic Cracker, eine Anlage zur Produktion von marktgerechten leichten Produkten wie Benzin und Propylen.

Das Investitionsprogramm für die kommenden Jahre sieht eine ganze Reihe von Projekten vor, die die Wirtschaftlichkeit der MiRO stärken und damit helfen sollen, den Raffineriestandort Karlsruhe abzusichern.

Zum Abschluss seiner Rede betonte Göbel nochmals: "Je umweltfreundlicher wir unsere Produkte herstellen müssen, um so mehr Energie müssen wir dafür aufwenden. Mit steigendem Energieverbrauch gibt es zwangsläufig zusätzliche CO2- und Stickoxidemissionen. Aber die Gesamt-Ökobilanz ist unter Einbeziehung unserer Produkte eindeutig positiv." Göbel appellierte daher an die Politiker: "Dies muss die Politik endlich anerkennen und dann auch entsprechende Verordnungen erlassen, die diesem Gesichtspunkt Rechnung tragen, damit die notwendigen Investitionen zügig genehmigt werden können."

Gastredner Dr. Erhard Schubert, Direktor der Brennstoffzellentwicklung der Adam Opel AG, referierte über die Brennstoffzelle, die als Antriebssystem der Zukunft die Fortbewegung der Menschheit verändern wird.

Die Raffinerie feiert dieses Jahr ihr fünfjähriges Bestehen. MiRO entstand am 1. Oktober 1996 durch den Zusammenschluss der Oberrheinischen Mineralölwerke GmbH (OMW) und der Esso-Raffinerie Karlsruhe. Die größte Raffinerie Deutschlands ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Conoco Continental Holding GmbH, Hamburg (18,75 %), Dea Mineraloel AG, Ham-burg (32,25 %), Esso Deutschland GmbH, Hamburg (25 %) und Ruhr Oel GmbH, Gelsenkirchen (24 %). MiRO beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter.

Yvonne Schönemann
Tel: 0721 / 958-3465
Fax: 0721 / 958-3627
E-Mail: schoenem@miro-ka.de