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06.01.01

MiRO investiert in schwefelarme Krafstoffe

520 Tonnen Reaktor erfüllt neue Qualitätsanforderungen

Die Mineraloelraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG in Karlsruhe schafft mit dem Einbau eines neuen Reaktors die Voraussetzung für die weitere Reduzierung des Schwefelgehalts im Dieselkraftstoff. Nach einer langen Reise erreichte der neue, 520 Tonnen schwere Reaktor am 6. Januar 2001 sein Ziel in der Raffinerie. Der riesige Stahlbehälter mit einer Länge von 45 Metern und einem Durchmesser von 4,40 Metern ist das schwerste Einzelteil, das jemals angeliefert wurde.

Bestimmungsort ist die Gasölentschwefelungsanlage IV, die seit 1995 in Betrieb ist. Sie erhält damit einen zweiten, doppelt so großen Reaktor. Mit dem Umbau der Anlage erfüllt MiRO bis zum Herbst 2001 die neuen Qualitätsanforderungen für Dieselkraftstoff. Die Raffinerie liefert den Tankstellen vom 1. November an schwefelarmen Dieselkraftstoff mit einem Schwefelgehalt von 50 ppm (ppm = Tausendstel Gramm je Liter), gegenüber 350 ppm, die seit 1. Januar 2000 gelten. Und auch Ottokraftstoffe werden die MiRO dann in der schwefelarmen Qualität mit 50 ppm, zur Zeit 150 ppm, verlassen. Die Gesamtkosten für das Reaktor-Projekt belaufen sich auf rund 20 Millionen DM. Der Reaktor selbst hat 5 Millionen DM, sein Transport 600.000 DM gekostet.

Der Reaktor wurde von einem renommierten Apparatebauer im norditalienischen Brescia gefertigt. Von dort trat der Stahlkoloss seine Reise über den Landweg nach Porto Maghera / Venedig an, setzte seine Reise per Containerschiff über das Mittelmeer, den Atlantik und die Nordsee nach Rotterdam fort und wurde dort auf einen Ponton umgeladen, um dann über den Rhein bis zum Pionierhafen in Karlsruhe zu gelangen. Auf seiner dreiwöchigen Reise hat der Reaktor eine Strecke von rund 6.500 Kilometern zurückgelegt. Ein Transport auf direktem Weg über die Alpen war wegen der Größe des Reaktors nicht möglich. Im Pionierhafen in Karlsruhe wurde der Stahlbehälter auf einen Tieflader verladen und in die Raffinerie gebracht.

Am 8. Januar 2001 wird der Reaktor mit Hilfe einer Kippvorrichtung von einem 600-Tonnen-Raupenkran angehoben und auf dem vorbereiteten Fundament in der Gasölentschwefelungsanlage IV abgestellt. Die Einzelteile des Krans wurden bereits vor Weihnachten in 40 Schwertransportern angeliefert und innerhalb von vier Tagen zu dem riesigen Kran zusammengebaut.

Bis zu seiner Inbetriebnahme im Rahmen eines Anlagenstillstandes im September 2001 wird das Reaktor-Rohteil nun noch vervollständigt. Dazu gehören der Bau des Reaktorgerüstes, die Isolierung sowie die Montage von Rohrleitungen, Mess- und Regeleinrichtungen und der Beleuchtung.

Der Reaktor wird mit einem Katalysator befüllt; die Kosten dafür betragen alleine 8 Millionen DM.

Der Zubau des Reaktors ist nur ein Projekt von zahlreichen Umbauprojekten bei MiRO, die eine fristgerechte Bereitstellung der im Europäischen Auto/Oil-Programm festgelegten Kraftstoffqualitäten sicherstellen sollen. Dieses Programm zur Senkung verkehrsbedingter Emissionen wurde durch die Europäische Kommission initiiert und legt in Zusammmenarbeit mit der europäischen Automobil- und Mineralölindustrie Abgasgrenzwerte und Kraftstoffqualitäten unter Berücksichtigung des Kosten-/Nutzen-Verhältnisses fest. An der Umsetzung dieses Programms durch die deutsche Politik ist nach Meinung der MiRO einiges zu kritisieren.

Horst Göbel, Sprecher der MiRO-Geschäftsführung, hat häufig, auch in Gesprächen mit Behördenvertretern und dem baden-württembergischen Ministerium für Wirtschaft und Umwelt, darauf hingewiesen, dass die Schwefelreduzierung und die daraus abgeleiteten positiven Auswirkungen mehr als fraglich sind. Die Kraftstoffeinsparungen sind so gering, dass unter Berücksichtigung einer Gesamt-Ökobilanz die politisch veranlassten Maßnahmen angezweifelt werden müssen. Und wenn die Automobilindustrie einen schwefelunempfindlichen Katalysator eines Tages zur Verfügung hat, dann wären die in der Mineralölindustrie getätigten Investitionen umsonst.

"Die Mineralölindustrie muss für die in Deutschland vorgezogene Umsetzung des Auto/Oil-Programms Milliarden DM investieren und dies unter Zeitdruck, da in der Politik zunächst nichts entschieden wurde. Dadurch wurden die Zeiträume so stark verkürzt, dass die in der Regel notwendigen drei Jahre vom Beschluss bis zur Inbetriebnahme neuer Anlagen nicht zur Verfügung standen", sagt Horst Göbel.

Zum 1. Januar 2003 soll dann schon der nächste Schritt erfolgen, bei dem sämtliche Kraftstoffe mit einem weiter abgesenkten Schwefelgehalt von nur noch 10 ppm ausgeliefert werden. Diese Produkte gelten dann als schwefelfrei. Schon heute liefert MiRO Superplus mit dieser Spezifikation aus. Damit ist bereits heute ein Produkt vorhanden, um die neue Motorgeneration der Automobilindustrie mit dem entsprechenden Kraftstoff zu versorgen. Eine am Bedarf und an den ökologischen Effekten orientierte Umweltpolitik, zu der sich MiRO bekennt, wäre gegenüber der in Deutsch-land überhasteten Einführung der europäischen Normen die sowohl für die Industrie als auch für den Verbraucher kostengünstigere Lösung gewesen. Für die Erfüllung des Auto/Oil-Programms bis zu Beginn des Jahres 2003 muss MiRO insgesamt 150 Millionen DM investieren.

Yvonne Schönemann
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