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17.01.03

40 Jahre "raffinierte" Produkte aus Karlsruhe

40 Jahre "raffinierte" Produkte aus Karlsruhe

"Damals, 1962, kam es zum ersten Mal nach Karlsruhe, es kam aus Afrika. [...] Rohöl wird heute noch genauso dringend benötigt wie damals, eher noch dringender als damals. Und es bestätigt auch heute noch die damalige Entscheidung für den Standort Karlsruhe", so die Begrüßungsworte von Dr. Hans-Gerd Löhr, Sprecher der Geschäftsführung der Mineraloelraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG (MiRO), Karlsruhe, beim Neujahrsempfang der Raffinerie am 17. Januar.

Seit 40 Jahren werden in Karlsruhe "raffinierte" Produkte aus Rohöl hergestellt, um den Bedarf Südwestdeutschlands und angrenzender Regionen an Mobilität und Wärme zu decken - 615 Millionen Tonnen Mineralölprodukte seit Inbetriebnahme der Raffinerien.

Im April und Juni 1963, zur Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, wurden die Raffinerien Esso und DEA-Scholven (spätere OMW) offiziell eingeweiht – für die weitere Entwicklung der Stadt Karlsruhe und die wirtschaftliche Energieversorgung des südwestdeutschen Raumes war damit der Grundstein gelegt. Aber bevor das erste Rohöl in die Destillation geschickt werden konnte, gab es viel zu tun. Nach Erwerb der Grundstücke von der Stadt in 1959 musste das 500 Hektar große Gelände zunächst erschlossen und die Infrastruktur errichtet werden.1961/62 wurden die Raffinerieanlagen gebaut. Mit 840 Mitarbeitern und etwa einem Drittel der heutigen Destillationskapazität gingen die Raffinerieanlagen dann im Winter 1962 bzw. Frühjahr 1963 in Betrieb.

In den folgenden Jahren wurden die Raffinerien schrittweise erweitert und die Produktstruktur verbessert. Im Oktober 1996 erfolgte die Fusion der benachbarten Werke. Heute zählt MiRO zu den wettbewerbsfähigsten Rohölverarbeitungsstandorten in Europa und ist der größte Benzinerzeuger in Deutschland. Jeder fünfte Liter Benzin in Deutschland kommt aus Karlsruhe. Die Raffinerie hat 1.000 Beschäftigte und bietet weiteren 500 Mitarbeitern von Partnerfirmen Arbeit. Damit ist MiRO auch einer der größten Arbeitgeber in Karlsruhe.

Deutschland wandelte sich zum Importland für Mineralölprodukte

Mit der anhaltend schlechten Erlössituation in der deutschen Mineralölverarbeitung und dem Rückgang des Mineralölverbrauchs hat die Mineralölindustrie in den 70er Jahren und vor allem - bedingt durch die Ölkrisen - in den 80er Jahren etliche Raffinerien in Deutschland geschlossen. Die Raffineriekapazität schrumpfte dramatisch von 150 Millionen Tonnen in 1975 auf 83 Millionen Tonnen Rohöl jährlich in 1988. Deutschland wurde zum Importland. Auch am Oberrhein wurden zahlreiche Raffinerien geschlossen, so zuletzt 1995 die Mobil Oil-Raffinerie in Wörth. Mit der Fusion 1996 wurden auch in Karlsruhe 3 Millionen Tonnen Rohölverarbeitungskapazität stillgelegt, aber der Standort blieb erhalten aufgrund der verbrauchernahen Lage am Oberrhein, wegen der günstigen Infrastruktur und auch, weil das regionalpolitische Umfeld in Ordnung ist. "Das ist nicht selbstverständlich, denn der Wettbewerb im Raum Antwerpen/Rotterdam lauert auf jede Chance, auch diese Region mit noch mehr Produkten zu beliefern", betonte Dr. Löhr.

Rückblick auf das Geschäftsjahr 2002

15,4 Millionen Tonnen Rohöl und andere Einsatzstoffe hat MiRO im vergangenen Jahr verarbeitet und daraus unter anderem 5,3 Millionen Tonnen Ottokraftstoffe, 3,4 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff und 3 Millionen Tonnen leichtes Heizöl hergestellt.

Verfügbarkeit und Auslastung der Prozessanlagen mit über 98 % waren im letzten Jahr wieder sehr hoch. Wirtschaftlich gesehen war 2002 allerdings kein gutes Jahr. Das Verarbeitungsergebnis war zwar positiv, aber gemessen an dem Wiederbeschaffungswert der Raffinerie zeigte sich die Verzinsung eher bescheiden. Hierzu trug in erster Linie der Verbrauchsrückgang in wichtigen westlichen Ländern bei, der empfindlich auf die Margen drückte.

Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei über 4,3 Milliarden Euro (2001: 4,1 Milliarden Euro), davon entfielen rund 4,1 Milliarden Euro (2001: 3,9 Milliarden Euro) auf gezahlte Mineralölsteuer.

Schwefelfreie Kraftstoffe für eine schadstoffärmere Zukunft

Die Gesamtinvestitionen betrugen in 2002 rund 36,9 Millionen Euro. Wichtigste Investition waren die Maßnahmen zur Herstellung von schwefelfreien Kraftstoffen. Seit November 2002 liefert MiRO ausschließlich Kraftstoffe mit einem Schwefelgehalt von unter 10 ppm aus, damit die Verbraucher diese schwefelfreie Ware ab dem 1. Januar 2003 tanken konnten. Verlangt wird diese Qualität europaweit zwar erst ab 2005. "Aufgrund einer steuerlichen Benachteiligung der 'alten Kraftstoffqualität' in Deutschland hatte sich die deutsche Mineralölindustrie aber zu der vorzeitigen Einführung der schwefelfreien Ware bereit erklärt", erläuterte Dr. Löhr: "Damit ist die dritte und letzte Stufe des Europäischen Auto-/Öl-Programms abgeschlossen und der Weg frei für moderne hocheffiziente Motorentechnologien." Durch die neuen Kraftstoffqualitäten haben sich die Schwefeldioxidemissionen aus den Ottokraftstoffen gegenüber Mitte der 90er Jahre um den Faktor 100 verringert, beim Diesel sogar zweihundertfach. Mit den nun möglichen neuen Motoren- und Katalysatortechniken werden sich außerdem auch die Emissionen an Stickoxid, Kohlenmonoxid und CO2 deutlich verringern. Insgesamt 84 Millionen Euro hat MiRO in den letzten Jahren in die Herstellung der neuen Kraftstoffqualitäten investiert.

MiRO mit internationaler Gesellschafterstruktur

Ein weiteres wichtiges Ereignis für MiRO waren die Änderungen in der Gesellschafterstruktur. Am 1. Februar 2002 schlossen sich die Deutsche Shell und DEA zur Shell & DEA Oil GmbH zusammen, die zum 1. Juli komplett von Shell übernommen wurde. Zeitgleich übernahm BP zunächst 51 %, dann 100 % an Veba Oel / ARAL und wurde damit zu 50 % Anteilseigner der an MiRO beteiligten Ruhr Oel. Die Anteilseigner der Raffinerie sind damit allesamt Töchter von international tätigen Großkonzernen. Dadurch hat sich der Wettbewerb für MiRO verschärft. Wenn es künftig um Investitionen zur Standortentwicklung geht, konkurriert MiRO konzernintern nicht nur mit deutschen Raffinerien, sondern mehr und mehr auch z.B. mit Benelux-Raffinerien. "Der Standortfaktor Deutschland erhält dadurch für MiRO insbesondere im Vergleich zu Benelux eine neue Qualität", so Dr. Löhr.

Ausblick

In diesem Jahr wird MiRO 14,5 Millionen Tonnen Mineralölprodukte herstellen, davon 5,2 Millionen Tonnen Ottokraftstoffe, 3,7 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff und 2,9 Millionen Tonnen leichtes Heizöl. Die in 2003 geplanten Investitionen in Höhe von rund 30 Millionen Euro sollen vor allem die Produktionsfähigkeit erhalten. Ein Schwerpunkt der Raffinerieaktivitäten wird der Austausch einer Vakuumdestillationskolonne sein. Weitere Millionenbeträge fließen in die Bereiche Anlagensicherheit und Umweltschutz. Ansonsten tauchen beim Blick in die Zukunft viele Fragezeichen auf. So ist zum Beispiel die Entwicklung des Ölpreises angesichts der Irak-Krise und des Generalstreiks in Venezuela mit sehr großen Unsicherheiten behaftet. Neue Rahmenbedingungen aus Berlin stellen die deutschen Raffinerien ebenfalls vor große Herausforderungen. "Mit der am 24. Juli 2002 beschlossenen Novelle der Technischen Anleitung (TA) Luft übernimmt Deutschland erneut eine Vorreiterrolle, welche der deutschen Mineralölbranche hohe Lasten aufbürdet und uns im Wettbewerb mit ausländischen Raffinerien benachteiligt", sagte Dr. Löhr. Damit nicht genug, drohe eine weitere Vorreiterrolle bei der Großfeuerungsanlagenverordnung mit einer weiteren Verschärfung bei den Emissionsgrenzwerten in dieser EU-Richtlinie nur für deutsche Raffinerien. "Zu viele Vorreiterrollen gleichzeitig können nicht gesund sein", führte Dr. Löhr weiter aus, "Nachhaltigkeit kann meines Erachtens nur funktionieren, wenn Ökonomie, Ökologie und Soziales im Gleichgewicht stehen - und zwar EU-weit."


Gastredner Prof. Dr. Dieter Schmitt, Inhaber des Lehrstuhls für Energiewirtschaft an der Universität Essen stellte in seinem anschließenden Vortrag die "Energiepolitik der Bundesrepublik auf den Prüfstand".


MiRO ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Conoco Continental Holding GmbH, Hamburg (18,75 %), Esso Deutschland GmbH, Hamburg (25 %), Ruhr Oel GmbH, Gelsenkirchen (24 %) und der Shell & Dea Oil GmbH, Hamburg (32,25 %).

Yvonne Schönemann
Tel: 0721 / 958-3465
Fax: 0721 / 958-3627
E-Mail: schoenem@miro-ka.de