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21.01.05

2004 für MiRO ein schwieriges aber kein schwaches Jahr

"2004 war wirtschaftlich gesehen für MiRO trotz des Störfalls kein schwaches Jahr", zog Dr. Hans-Gerd Löhr, Sprecher der Geschäftsführung der Mineraloelraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG (MiRO), Karlsruhe, beim Neujahrsempfang am 21. Januar Bilanz.

Rückblick: Anlagenverfügbarkeit und Auslastung durch Störfall belastet

Der Großbrand und anschließende Kamineinsturz am 23. Juli haben MiRO wirtschaftlich erheblich belastet. Zu den Kosten in Höhe von rund 20 Millionen Euro für Schadensbeseitigung und Realisierung von Produktionsalternativen kam eine Margenbeeinträchtigung durch 15 % Minderproduktion an Ottokraftstoffen und Heizöl für rund 6 Monate hinzu. Mitte Dezember waren alle Anlagen wieder voll in Betrieb. Die Ursachenanalyse durch den Gutachter der TÜV Pfalz in Zusammenarbeit mit der Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart ist abgeschlossen. Ursache für die Benzinleckage an einem Ofenrohr, die zu dem Brand führte, war eine stärker als erwartete Hochtemperatur-Schwefelkorrosion. Obwohl alle vorgeschriebenen und branchenüblichen Vorkehrungen und Überwachungen eingehalten wurden, kam es zu einem starken Anstieg der Korrosionsraten.

Vorhersehbar war dieser Schaden nicht. MiRO hat allerdings daraus gelernt, was zu tun ist, um ähnliche Vorfälle an anderen Öfen zu vermeiden. Eine Ofenstudie von unabhängigen Experten bescheinigte MiRO im Oktober einen raffinerieüblichen Standard. Die Managementprozesse und Mitarbeiterausbildung wurden als überdurchschnittlich gut bewertet. Das verbleibende Optimierungspotenzial wird MiRO so rasch wie möglich realisieren, denn sie hat nach wie vor das ehrgeizige Ziel, bis 2008 die Raffinerie mit der höchsten Anlagenzuverlässigkeit in Europa zu sein.

TÜV-Großinspektion war ein Riesenerfolg

Die Großinspektion von etwa zwei Dritteln der Produktionsanlagen im Frühjahr war ein sehr großer Erfolg. Neben der turnusmäßigen TÜV-Überprüfung wurden die 5 Wochen Auszeit für vorbeugende Instandhaltungsmaßnahmen, Reparaturen, Verbesserungen und Projektarbeiten genutzt. Die MiRO-Mannschaft und bis zu 3.000 Partnerfirmenmitarbeiter erledigten in 1 Million Arbeitsstunden über 10.000 Arbeitspunkte. Die Kosten inklusive Reparaturen und Ersatzteile betrugen 47 Millionen Euro, für Projekte wurden weitere 47 Millionen Euro aufgewendet. Der Erfolg dieses größten Anlagenstillstandes in der Geschichte der Karlsruher Mineralölverarbeitung beruhte vor allem auf der hohen Qualität der Arbeit und dem disziplinierten Sicherheitsverhalten.

Bedingt durch Großinspektion und Störfall lag die Verarbeitungsmenge 2004 mit 14,6 Millionen Tonnen Rohöl und anderen Einsatzstoffen unter dem Vorjahreswert (2003: 15,3 Millionen Tonnen). Unter anderem produzierte MiRO 4,6 Millionen Tonnen Ottokraftstoffe, 3,2 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff und 3,1 Millionen Tonnen leichtes Heizöl.

Die Gesamtinvestitionen betrugen 2004 rund 51,3 Millionen Euro. 20 Millionen Euro investierte MiRO allein in die Ertüchtigung einer Schlüsselanlage, den Fluid Catalytic Cracker (FCC-Anlage), eine Anlage zur Produktion von marktgerechten, leichten Produkten wie Benzin und Propylen. Der Umsatz lag 2004 bei 4,3 Milliarden Euro (2003: 4,4 Milliarden Euro); davon entfielen rund 4,0 Milliarden Euro (2002: 4,2 Milliarden Euro) auf gezahlte Mineralölsteuer. Damit ist MiRO einer der größten Steuerzahler der Bundesrepublik.

Bei der Arbeitssicherheit der Raffinerie weist die Statistik für 2004 wieder sehr niedrige Unfallzahlen aus. Mit 3 meldepflichtigen Unfällen lag die Tausend-Mann-Quote unserer Mitarbeiter um den Faktor 5 unter dem Branchendurchschnitt.

Seit September mischt MiRO den Ottokraftstoffen rund 1,3 Prozent Biokomponenten bei. Dazu werden pro Jahr rund 70.000 Tonnen Bioalkohol aus landwirtschaftlicher Produktion zu ETBE (Ethyltertiärbutylether), einer hochoktanigen Benzinkomponente, verarbeitet. Der erforderliche Anlagenumbau kostete 2,8 Millionen Euro. Gesetzliche Grundlage für den MiRO-Einstieg in alternative Energieträger ist das Ziel der EU und Bundesregierung, in allen Kraftstoffen bis 2010 rund 5 Prozent Biokomponenten einzusetzen.

Der deutsche Mineralölmarkt zeigte sich 2004 gespalten: Trotz eines sinkenden Inlandsabsatzes liefen die deutschen Raffinerien mit Volllast, da sich die USA mit Ottokraftstoffen und Mitteldestillaten am europäischen Markt versorgten. Knappheitsängste und Spekulationen ließen nicht nur die Rohölpreise, sondern auch die Produktenpreise klettern. Die Raffineriemargen in Deutschland erreichten den drittbesten Platz der letzten 25 Jahre.

Ausblick: Auch 2005 wird für MiRO ein arbeitsreiches Jahr

Als Konsequenz aus dem Störfall wird MiRO in 2005 das begonnene Ofenprogramm mit der Zielsetzung verstärkter Vorbeugung und Überwachung fortsetzen. Gleichzeitig wird das Reliability-Programm der Raffinerie mit dem Ziel der „höchsten Anlagenzuverlässigkeit in Europa“ konsequent fortgeführt.

Der stetig schrumpfende Inlandsabsatz zeigt, wie verwundbar die Mineralölbranche ist. Noch geht es den Raffinerien dank der Produktenexporte in die USA gut, aber mit ihrem Wegfall würde sich die Situation ändern. „MiRO wird die guten Zeiten daher nutzen, um sich auf härtere Zeiten vorzubereiten. Flexibilität heißt hier das Schlüsselwort“, erläuterte hierzu Dr. Löhr. Die Flexibilität bezieht sich auf den Produktmix, bezieht die Verladewege mit ein und macht auch vor der Flexibilität der Mitarbeiter nicht halt, denn „Arbeit ist dort, wo sie anfällt“, so Dr. Löhr. Außerdem wird mit BASF in Ludwigshafen über einen möglichen Rohrleitungsverbund für die direkte Anlieferung von Chemieeinsatzprodukten gesprochen.

Ein Großteil der MiRO-Aktivitäten wird in 2005 wieder durch den Gesetzgeber bestimmt; vor allem durch die Umsetzung der TA-Luft, der 13. BImSchV und des CO2-Zertifikatehandels. Dr. Löhr kritisierte die Ausgestaltung dieser Gesetzesgrundlagen: „Wenngleich wir die Gesetzesinitiativen nicht im Grundsatz infrage stellen, so haben wir an der wettbewerblichen Ausgestaltung doch einiges zu bemängeln. So mussten z.B. CO2-Emissionsrechte innerhalb kürzester Zeit ohne fest verbindliche, gesetzliche Vorgaben beantragt werden. Anstatt ursprünglich 2,9 Prozent sollen nun 7,5 Prozent CO2 eingespart werden. […] Bei den aktuellen Zertifikatspreisen rechnen wir für MiRO mit einer Mehrbelastung von 2 – 3 Millionen Euro alleine für 2005. Die Bundesregierung scheint Planbarkeit und Planungssicherheit für Unternehmen in Deutschland offenbar weniger Gewicht beizumessen als im übrigen Europa.“

In diesem Jahr sollen 16,0 Millionen Tonnen Rohöl und andere Einsatzstoffe verarbeitet werden. Neben einer Vielzahl weiterer Mineralölprodukte wird MiRO 5,5 Millionen Tonnen Ottokraftstoffe, 3,5 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff und weitere 3,5 Millionen Tonnen leichtes Heizöl herstellen.

Für 2005 sind Gesamtinvestitionen in Höhe von ca. 46,1 Millionen Euro geplant.

Gastredner beim MiRO-Neujahrsempfang war Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Direktor des Institutes für Finanzwissenschaft und Volkswirtschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und anerkannter Experte für Sozialpolitik. In seinem Vortrag „Reform der Sozialversicherungen – von Politik und Mathematik“ beleuchtete Prof. Raffelhüschen ein aktuell sehr kontrovers diskutiertes Thema von großem Allgemeininteresse.

MiRO beschäftigt 1.000 Mitarbeiter und ist ein Gemeinschaftsunternehmen der ConocoPhillips Continental Holding GmbH, Hamburg (18,75 %), Esso Deutschland GmbH, Hamburg (25 %), Ruhr Oel GmbH, Gelsenkirchen (24 %) und der Shell Deutschland Oil GmbH, Hamburg (32,25 %).

Yvonne Schönemann
Tel: 0721 / 958-3465
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