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02.04.03

40 Jahre "raffinierte" Produkte - Karlsruher MiRO ist Deutschlands größte Kraftstoffraffinerie

Wussten Sie schon? Jeder fünfte in Deutschland hergestellte Liter Benzin stammt aus Karlsruhe. Dort, im Westen der Stadt auf einem rund 4,5 Quadratkilometer großen Gelände direkt am Rhein, liegt die Mineraloelraffinerie Oberrhein, kurz MiRO. Deutschlands größte Kraftstoffraffinerie sorgt aber nicht nur für Bewegung auf den Straßen. Hier entsteht die gesamte Palette an Mineralölprodukten, zu der neben Benzin und Diesel beispielsweise auch Heizöl, Propylen und Bitumen zählen. Rund 15 Millionen Tonnen Mineralölprodukte stellt MiRO Jahr für Jahr her und ist damit für den Südwesten Deutschlands der bedeutendste Versorger für Energie aus Mineralöl. Die Raffinerie beschäftigt 1.000 Mitarbeiter und bietet darüber hinaus weiteren 500 Mitarbeitern von Partnerfirmen Arbeit.

MiRO entstand 1996 durch die Fusion zweier benachbarter Raffinerien und gehört den Mineralölgesellschaften ConocoPhillips, Esso, Ruhr Oel und Shell & Dea. Die vier Gesellschafter suchen, fördern und transportieren den Rohstoff Rohöl und lassen bei MiRO Mineralölprodukte herstellen, die sie anschließend unter anderem über ihre Tankstellen verkaufen.

Auch wenn MiRO ein junges Unternehmen ist, die Rohölverarbeitung in Karlsruhe hat längst Tradition. Seit 40 Jahren werden in Karlsruhe "raffinierte" Produkte aus Rohöl hergestellt - 615 Millionen Tonnen Mineralölprodukte seit Inbetriebnahme der Raffinerieanlagen Anfang der 60er Jahre. Heutzutage schwer vorstellbar: Damals waren rund 80 Prozent weniger Autos auf den Straßen. Rohöl kostete nur 1 $ pro Barrel und 1 Liter Benzin war in Deutschland für 57,5 Pfennige zu haben - inklusive Service, versteht sich.

Geburtsstunde der "Ölstadt Karlsruhe"

Auf dem deutschen Energiesektor hatte sich in den 50er und 60er Jahren ein dramatischer Strukturwandel vollzogen. Die bisher dominierende Kohle wurde mehr und mehr durch das Mineralöl ersetzt. Das machte den Bau von Raffinerien mitten in den Verbrauchszentren ökonomisch sinnvoll. 1959 erwarben die Deutsche Erdöl AG (DEA) und die ESSO AG von der Stadt Karlsruhe die zwei benachbarten Grundstücke am Rhein zum Bau von Raffinerien. Für die weitere Entwicklung der Stadt Karlsruhe und für die wirtschaftliche Energieversorgung der Konsumzentren im südwest- und süddeutschen Raum war damit der Grundstein gelegt. Bei der Unterzeichnung der Kaufverträge sagte der damalige IHK-Präsident Dr. Gebhardt, die Ansiedlung sei eine "bedeutende Stärkung des Potentials des Karlsruher Wirtschaftsraumes und eine erfreuliche Erweiterung der Wirtschaftsstruktur".

Feed-in in der Pipestill – die erste Tonne Rohöl wird verarbeitet

Die Stadt übernahm 1959 bis 1961 zusammen mit dem Land Baden-Württemberg die Erschließung des Geländes und die Errichtung der Infrastruktur. Dann wurden die Raffinerieanlagen gebaut. Ende 1962 ging die ESSO-Raffinerie Karlsruhe in Betrieb, die Raffinerie DEA-Scholven (spätere OMW) nur wenige Monate später im Frühjahr 1963. Etwa zur gleichen Zeit wurde auch der von der Stadt Karlsruhe gebaute Ölhafen eingeweiht. Die Schlagzeilen in der regionalen Tagespresse dieser Tage verkündeten: "Modernes Zeitalter in Karlsruhe fest verankert, "Ölstadt Karlsruhe: Aus der Residenz wurde ein Industriezentrum - Karlsruhes Wandlung hat sich durch die Raffinerien endgültig vollzogen".

Die weitere Entwicklung

Die beiden Raffinerien hatten beim Start 840 Mitarbeiter und eine Destillationskapazität von 5,6 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Versorgung mit Rohöl erfolgte zunächst über die Ende 1962 in Betrieb gegangene Südeuropäische Pipeline (SPSE) von Marseille aus. Da die Nachfrage nach Mineralöl weiter stieg, wurden beide Raffinerien bereits nach wenigen Jahren erweitert, ja sogar in ihrer Kapazität verdoppelt. Durch die Inbetriebnahme der Transalpinen Ölleitung (TAL) im Jahr 1967 konnte die Rohölversorgung von Triest aus entsprechend erhöht werden.

Als die OPEC Anfang der 70er Jahre einen Preisanstieg auslöste, bahnte sich ein weiterer Strukturwandel auf dem Energiesektor an. Die Preiseskalation veranlasste die Verbraucher zu drastischen Energiesparmaßnahmen und führte zur Suche nach billigeren Alternativenergien. Der Verbrauch an leichtem Heizöl ging zurück. Aber auch der Einsatz von schwerem Heizöl verlor erheblich an Boden, in erster Linie bedingt durch energiepolitische Maßnahmen zum Schutz der deutschen Steinkohle. Die Raffinerien waren gezwungen, ihre Konversionsanlagen, die schweres Heizöl in Benzin und Gasöl umwandeln, weiter auszubauen. Auch die beiden Karlsruher Raffinerien passten sich bereits frühzeitig diesen Markterfordernissen an.

Fit für den Wettbewerb

Mitte der 90 er Jahre verschärften Raffinerieüberkapazitäten in Europa und ein gleichzeitig stagnierender Mineralölabsatz den Wettbewerb. Hinzu kamen die Kostennachteile deutscher Raffinerien im europäischen Vergleich. Auch die Betreiber der beiden Karlsruher Raffinerien waren zum Handeln gezwungen. Die Unterzeichnung des Gründungsvertrages für die MiRO im Oktober 1996 war das Ergebnis der "naheliegenden" wirtschaftlichen Überlegung. Die räumliche Nähe zueinander vereinfachte die technische Integration beider Werkteile. Die Hoffnungen der Fusion haben sich mittlerweile voll erfüllt: Die Verarbeitungskosten konnten gesenkt und die Verarbeitungsstruktur deutlich verbessert werden. Heute wird jede eingesetzte Tonne Rohöl voll konvertiert, also zu hochwertigen Produkten verarbeitet. Dadurch hat sich die Gesamtwirtschaftlichkeit der Mineralölverarbeitung in Karlsruhe und mit ihr die Wettbewerbsfähigkeit erheblich verbessert.

MiRO ist heute eine der modernsten und leistungsfähigsten Raffinerien in Europa. Als einer der größten Arbeitgeber in Karlsruhe, wichtiger Steuerzahler sowie Auftraggeber für zahlreiche Dienstleistungen, Instandhaltungsarbeiten und Investitionen stärkt die Raffinerie die Wirtschaftskraft der Region. Milliarden Euro wurden im Laufe der vier Jahrzehnte investiert - Geld, das vor allem auch der heimischen Wirtschaft zugute kam. Wichtigste Investition jüngster Zeit: 84 Millionen Euro für die Herstellung schwefelfreier Kraftstoffe. Diese sind Voraussetzung für hocheffiziente Motoren, die deutlich weniger Abgase ausstoßen. Das schont die Umwelt. In diesem Jahr sind 30 Millionen Euro Investitionen geplant. Damit will sich MiRO für den Wettbewerb weiterhin fit halten.

Yvonne Schönemann
Tel: 0721 / 958-3465
Fax: 0721 / 958-3627
E-Mail: schoenem@miro-ka.de